Das verruchte Getränk. Der Fusel der Seefahrer und Säufer, der Ausgestoßenen und Alkoholiker. Rum hat einen denkbar schlechten Ruf, viele kennen das Getränk nur als hochprozentigen Zusatz zu Backwaren. „Dabei ist Stroh-Rum überhaupt kein Rum, das Wort steht ja nicht mal auf der Flasche drauf.“
Dann erzählt Markus Fellmeth etwas vom Reinheitsgebot für Rum, der ausschließlich auf der Basis von Zuckerrohr hergestellt werden darf. „Im Grunde ist das etwas sehr Edles“, sagt Fellmeth.
Kenner trinken Rum ausschließlich pur.
sagt Markus Fellmeth
65 Sorten hat Markus Fellmeth zu Hause. Das alleine ist schon außergewöhnlich, doch noch außergewöhnlicher ist der Beruf des Spirituosenfachmanns: Fellmeth ist der evangelische Pfarrer von Baiersbronn-Mitteltal, ein 36 Jahre junger Mann, der gerne neue Wege geht und sich unter Menschen mischt. „Einen solchen Pfarrer“, sagt eine Frau aus der Gemeinde, „hatten wir noch nie.“
Das Interessante an Fellmeth ist, dass er sein Rum-Wissen nicht für sich behält, sondern daraus ein geistliches Konzept gemacht hat. „Spiritualität und Spirituosen“ heißt es. Entwickelt hat er es zusammen mit seinem katholischen Kollegen, dem Pastoralreferenten von Baiersbronn, Dominik Weiß. Der 42-Jährige ist ein Genießer, gehört dem Arbeitskreis Kirche und Gastronomie an, und fand mit Markus Fellmeth einen Gleichgesinnten.
Wir haben mal privat über Rum und Whisky unterhalten und hatten dann diese Idee
Markus Fellmeth und Dominik Weiß
Zu Beginn der Veranstaltung philosophiert Dominik Weiß ein bisschen über das Wortpaar Spirituosen und Spiritualität. Beides geht auf den lateinischen Begriff „Spiritus“ zurück, der für Geist, Atem und Seele steht. Den Geist des Weines und der hochprozentigen Getränke schloss man damals mit ein, „erst später“, sagt Weiß, „hat man die sinnlich-körperlichen Freuden und die Spiritualität getrennt“.
Im Gemeindehaus in Mitteltal kommen sie nun wieder zusammen, bei jenem verruchten Getränk, das Markus Fellmeth in fünf Etappen ausschenkt. Alles ist festlich gedeckt, mit Probiergläsern, die man zur Nase führt und Mineralwasser, das der Neutralisierung dient. Dazu gibt es eine Wurst- und eine Käseplatte, frisches Brot und Oliven, schließlich braucht der Magen eine Grundlage, wenn er ein rund 40-prozentiges Getränk verdauen soll.